Die Bandenkriminalität in Schweden nimmt seit Jahren stetig zu. Seit diesem Sommer ist das Problem nun auch in Dänemark angekommen.
Ein Grund dafür sehen die skandinavischen Behörden in den sozialen Medien. Dort, so die schwedische Polizei, haben organisierte Banden in den vergangenen zwei Jahren begonnen, systematisch Teenager für kriminelle Handlungen zu rekrutieren.
Banden rekrutieren Jugendliche in Skandinavien
Die schwedische Polizei hat in den ersten sieben Monaten dieses Jahres alarmierende Zahlen offengelegt: Insgesamt 93 Jugendliche unter 15 Jahren wurden verdächtigt, an Anschlagsplanungen im skandinavischen Raum beteiligt gewesen zu sein. Auch die dänische Polizei verweist auf eine steigende Zahl von Fällen, in denen in Dänemark Banden versuchten, Jugendliche in Schweden anzuwerben. Die dänische Presse bezeichnet diese als »børnesoldater« – Kindersoldaten.
In einem Interview mit TV2 beschrieb Dänemarks Justizminister Peter Hummelgaard die Gewalteskalation in Kopenhagen als einen »Stellvertreterkrieg«. Dieser werde von Banden geführt, die aus dem Ausland gezielt Jugendliche in Dänemark und Schweden rekrutieren.
Minister treffen sich mit Vertretern der Social-Media-Plattformen
Als Reaktion auf die Entwicklung haben die Justizminister der beiden skandinavischen Länder unter anderem die Betreiber diverser Social-Media-Plattformen zum Dialog eingeladen.
Ziel ist die Entwicklung eines Aktionsplans.
Am Montag nun trafen sich die Minister mit Vertretern von Google, Meta, Snap und TikTok in Kopenhagen.
Hummelgaard bezeichnete den vorgestellten Aktionsplan im Anschluss an das Treffen als „einen kleinen Schritt in die richtige Richtung“, betonte jedoch gleichzeitig die Dringlichkeit weiterer Schritte.
Schweden schließt Social-Media-Verbot für Kinder nicht aus
Schwedens Bildungsminister Johan Pehrson und sein Regierungskollege, Justizminister Gunnar Strömmer, schlossen im Kampf gegen Bandenkriminalität keine Maßnahmen aus.
Man werde sich das vor Kurzem in Australien beschlossene Gesetz zum Social-Media-Verbot für Unter-16-Jährige genau anschauen. Es sei nicht der erste Schritt, aber auch keiner, den man ausschließen wolle, so Pehrson. Man werde keine Möglichkeit auslassen, um zu verhindern, dass Jugendliche zu viel Zeit in den sozialen Medien verbringen.
„Wir sehen, dass Kinder in diesem dunklen Schlamm gefangen sind und ihr Leben wegwerfen“, fasst Pehrson die Entwicklung in dramatischen Worten.
Kriminelle Banden nutzten geschickt die Offenheit sozialer Plattformen. Ihre Rekrutierung beginne oft auf öffentlichen Kanälen, um Jugendliche zu ködern und sie anschließend in verschlüsselte Kommunikationskanäle zu locken. Deshalb seien Telegram und Signal ebenfalls zu dem Treffen eingeladen gewesen, blieben der Konferenz jedoch fern.
Plattformen wollen Anstrengungen verstärken
TikTok und Snap versicherten in Stellungnahmen, daran zu arbeiten, unangemessenes Material zu entfernen und mit Polizeibehörden zu kooperieren.
Auch Google beteuerte, Inhalte zu entfernen, die gegen ihre Richtlinien verstoßen. Trotzdem verbleiben auf YouTube Videos, in denen Banden und Gewalt gegen Polizisten verherrlicht werden.
Strömmer forderte von den Plattform-Betreibern mehr als nur die Löschung eindeutig kriminellen Materials. Auch Inhalte, die einen kriminellen Lebensstil verherrlichen, müssten konsequent entfernt werden.
TikTok, Meta, Google und Snapchat hätten bei dem Treffen versprochen, „alles in ihrer Macht Stehende“ zu tun, um das Problem anzugehen. Nun liege es an den Social-Media-Plattformen, „konkrete Ergebnisse“ vorzuweisen, fährt Strömmer fort und formuliert klar, wo er den Aktivismus nun sieht.
Mit Material von Göteborgs Posten, Dagens Nyheter, TV2.dk und Reuters.