Kann man Werbekunden verklagen, weil sie keine Anzeigen mehr schalten wollen?
Können schon, denkt sich X-Eigentümer Elon Musk. Der Vorwurf: unfairer Wettbewerb.
X verklagt abtrünnige Werbetreibende, weil die keine Werbung mehr auf X schalten.
„Wir haben es 2 Jahre lang in Frieden versucht, jetzt ist Krieg!“ – mit diesen markigen Worten kommentiert Elon Musk eine jetzt von X eingereichte Klage gegen die Werbetreibenden-Organisation WFA und ihre Initiative GARM, sowie die Unternehmen Unilever, Unilever USA, Mars, CVS Health und Ørsted.
Der Vorwurf von X: Die Organisation und Unternehmen hätten sich gegen X verschworen und ihre monopolistische Macht missbraucht, um die Plattform zu boykottieren. Es geht dabei auch um das Thema Brand Safety und die Rolle der GARM, deren Mitglied X seit Anfang Juli (wieder) ist.
Tatsächlich haben sich in den Monaten nach der Twitter-Übernahme durch Elon Musk zahlreiche Firmen von der Plattform zurückgezogen, weil ihre Anzeigen in problematischem Umfeld von Rassismus und Hetze zu sehen waren. Zudem hatten Organisationen wie die WFA und GARM X als nicht mehr sicher für Marken angesehen.
Das Thema ist eigentlich an Absurdität nicht mehr zu schlagen. Trotzdem bedarf es etwas Aufmerksamkeit. Zum einen reicht X die Klage bei einem rechts-konservativen Richter ein in Text ein. Zum anderen ist auffällig, wie offensiv X die Klage auch auf der eigenen Plattform bespricht. Die Vermutung liegt nah, dass die Finanzen schief liegen und man hier versucht die Schuld auf die woke linke Bubble zu schieben.
Die Basis der Klage sieht X offenbar in einer Diskussion des Justizausschusses des Repräsentantenhauses, welches Anfang Juli fälschlicherweise behauptet, dass das Recht von Unternehmen, nicht auf einer Plattform zu werben, einen Verstoß gegen das Kartellrecht darstelle, obwohl diese Entscheidung durch den 1. Verfassungszusatz der USA geschützt sein sollten – der überwiegt im Zweifel kartellrechtliche Bedenken.
Rumble hat sich der Klage angeschlossen.
Viele Links:
- Die Klage als PDF
- Schneller Überblick bei Axios
- TechCrunch, The Verge
- Linda Yaccarino – offener Brief an Werbetreibende (auf X) und Video an die Community (auf X)
- Techdirt – mit etwas Hintergrund: Der Androhung von Elon Musk für die Klage Mitte Juli und die falsche Annahme des Justizausschusses. Der republikanische Abgeordnete des US-Repräsentantenhaus, Jim Jordan, verschickte Anfang August zudem an Ex-Werbetreibende, offizielle Anfragen, wieso diese nicht mehr auf Seiten wie Breitbart oder X werben würden.
Weitere Links vom 09.08.2024
- Die WFA stellt die Aktivitäten der GARM vorerst ein.
In einer E-Mail an die Mitglieder erläutert WFA CEO Stephan Loerke, man verfüge nicht über die Kapazität sich um die X Klage und Mitglieder gleichzeitig zu kümmern. Man fokussiere sich nun auf die Verteilung der X Klage. (Ergänzung: Hier die offizielle Ankündigung der GARM). Damit erreicht X zumindest, dass ein Kritiker verschwindet – eine Slap-Klage mit Erfolg. - David Balto, von 1998 bis 2001 FTC Policy Director in den USA sieht die X Klage indes als „Hideous Joke„.
- Das Social Media Today Blog beschäftigt sich mit der Frage, wie belastbar die Nutzerzahlen von X indes sind.
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Artikel vom 06. August 2024 / Letzte Aktualisierung 09. August 2024.