Guten Morgen.
Diese Ausgabe ist ob der gestrigen Ankündigung von Meta leider etwas länger.
Selten hat mich eine Meldung im Bereich Social Media so erzürnt, wie der Kotau, den Mark Zuckerberg gestern vor der Alt-Right-Bewegung in den USA beging. Es ist die MAGA’isierung von Meta: Content Moderation und Fact-Checking soll auf den Meta-Plattformen künftig durch „mehr Redefreiheit“ ersetzt werden. Damit drohen die Plattformen zur gleichen Güllegrube zu werden, die X heute bereits ist. „Meta zündet die Bombe“, schreibt Gavin Karlmeier, der sich in der heutigen Ausgabe seines Podcasts „Haken Dran“ zusammen mit Frederik von Castell, Chefredakteur des Medium-Magazins, ausführlich mit dem Thema auseinandersetzt.
Persönlich fiel es mir unheimlich schwer, die Meta-Ankündigung in der heutigen Ausgabe kurz zu halten, ich habe es zumindest versucht. Der Aufschlag und die Auswirkung dessen, was Zuckerberg gestern ankündigte, läuten ein neues Social-Media-Zeitalter unter dem Eindruck der geopolitischen Großmäuligkeit von Donald Trump ein.
Die Meldungen für heute:
📚 Welche Trends prägen im neuen Jahr die Medien- und Kommunikationsbranche? Von KI-Bots, echten Momenten bis hin zur Suche 2.0 – der Berater Konrad Weber hat 30 Reports ausgewertet und in 8 Meta-Trends zusammengefasst. (Konrad Weber)
📊 reddit launcht ein neues Tool, mit dem sich Trends und Schlüsselworte für Unternehmen leichter tracken lassen sollen. Zudem gibt es ein neues Anzeigenformat für A.M.A.-Runden. (Digiday)
🍋 In einem verzweifelten Akt pusht TikTok seine App Lemon8 in den USA – Creator können unkompliziert ihren Account transferieren. Theoretisch kann das Gesetz zum TikTok-Verbot aber auch auf die anderen Bytedance-Apps wie Lemon8 oder Capcut angewandt werden. (Axios)
METAS KAPITULATION VOR TRUMP —
🇺🇸 „Mehr freie Rede, weniger Fehler“ – unter dieser Prämisse ändert Meta seine Strategie zur Content Moderation nachhaltig. Bedeutet:
- Weniger Fact-Checking durch Journalisten, dafür ein ‚Community Notes‘-System wie auf X, das die Community sich selbst regulieren lässt.
- Lockerere Community-Richtlinien für das, was gesagt werden darf – unter anderem im Bereich Immigrations- und Gender-Politik, weil die Restriktionen „den Kontakt zum Mainstream-Diskurs“ verloren hätten.
- Das Abschalten automatisierter Kontroll-Systeme, künftig sollen Verstöße immer erst gemeldet statt schon vorab von Algorithmen erkannt und blockiert werden.
- Das Downranking politischer Inhalte soll zurückgenommen werden. „Wir befinden uns in einer neuen Ära“, sagt Zuckerberg. Es ist eine komplette Kehrtwende dessen, was Meta bis vor wenigen Monaten noch massiv verteidigte.
- Das US-Team für Trust & Safety sowie Content Moderation soll von Kalifornien nach Texas umziehen, wo auch X seine neue Heimat hat. Der Umzug soll helfen, „Bedenken hinsichtlich der Befangenheit unserer Teams“ abzubauen – wohl eher von Trump-Wählern, denen Kalifornien zu links-politisch agiert.
- Engere Zusammenarbeit mit Donald Trump, um „die freie Meinungsäußerung weltweit zu schützen“. Zuckerberg wirf namentlich Europa eine „institutionelle Zensur“ vor, weil Inhalte auf Plattformen in Ländern außerhalb der USA stärker reguliert werden.
In seinem Video-Statement zur Ankündigung bedient sich Zuckerberg offen dem Vokabular der Alt-Right, er spricht von instrumentalisierter Zensur, voreingenommenen Journalisten und der ‚Legacy Media‘ sowie dem „Wiederherstellen der freien Meinungsäußerung“.
Es ist offensichtlich, dass sich Zuckerberg hier an Elon Musk und X orientiert und so hofft, sein Unternehmen aus der Schusslinie von Donald Trump zu holen. Der hatte Meta und Zuckerberg in der Vergangenheit mehrfach gedroht, zuletzt über den designierten Chef der FCC.
Nun kann man es opportun nennen, was Zuckerberg tut. Doch er bestärkt damit eine weltweite Alt-Right-Bewegung, die sich zunehmend selbstbewusst dafür feiert, gegen das Woke und Aufgeschlossene zu siegen. Zuckerberg dürfte Social Media im Allgemeinen und Community Management im Speziellen gerade deutlich ungemütlicher gemacht haben.
Quellen:
Zuckerberg Video Statement: (Instagram)
Metas Pressemitteilung: (Meta)
SPIEGEL zur Ankündigung: (SPIEGEL)
Kommentar von heise-Chef Torsten Beeck: (heise)
Die New York Times mit einem fortlaufend aktualisierten Überblick: (NYTimes)
Trotzdem, einen guten Start in den Tag!
– Thomas